#NetzwerkBau Nr. 26 – Karolina Jagiello, Bauphysikerin

Vorwort: Ich freue mich sehr, dass die liebe Karolina Jagiello im #NetzwerkBau by Daniela Schäfer-Anell dabei ist. Karolina, ist studierte Bauphysikerin und widmet sich mit Hingabe der Optimierung der Raumakustik zum Wohl der Menschen. Die Vielfalt ihrer Projekte schätzt sie besonders, da sie kreative Lösungen für spezifische akustische Herausforderungen entwickelt. Karolina trägt nicht nur technisches Know-how bei, sondern zeigt auch, wie man akustische Lösungen auch ästhetisch gestalten kann.

Liebe Karolina, herzlichen Dank für dieses inspirierende Interview!

Daniela

Welche Tätigkeiten machen dir in deinem Beruf am meisten Freude?

In meinem Beruf als Expertin für Raumakustik, Bauakustik und Schallimmissionsschutz ist es meine größte Freude, Räume so zu gestalten, dass sie nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch akustisch optimal sind. Räume akustisch so zu gestalten, dass sich Menschen darin wohlfühlen, ist für mich eine besonders erfüllende Aufgabe.

Jedes Projekt ist wie ein neues Puzzle, bei dem ich die spezifischen akustischen Herausforderungen erkennen und kreative Lösungen finden muss. Es geht nicht nur darum, Lärm zu reduzieren, sondern auch darum, eine Umgebung zu schaffen, die zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Menschen beiträgt. Ob ich dabei helfe, die Akustik in einem stark frequentierten Büro zu verbessern, einen Klassenraum so zu gestalten, dass bessere Lernbedingungen herrschen, oder ein Restaurant so einzurichten, dass die Gespräche der Gäste nicht von störenden Hintergrundgeräuschen übertönt werden – jede Situation bietet die Möglichkeit, das tägliche Leben der Menschen positiv zu beeinflussen.

Was mich besonders freut, ist das direkte Feedback der Nutzer, die den Unterschied in ihrer akustischen Umgebung bemerken und schätzen. Zu wissen, dass man mit seiner Arbeit nicht nur die akustische Qualität eines Raumes verbessert, sondern auch das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Menschen, die sich darin aufhalten, steigert, macht meinen Beruf besonders befriedigend.

Insgesamt ist es die Kombination aus technischem Know-how, kreativer Problemlösung und der positiven Auswirkung auf das menschliche Erleben, die mir an meinem Beruf am meisten Freude bereitet.

Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst du besonders zufrieden zurück?

Es ist schwierig, ein einzelnes Projekt hervorzuheben, da viele meiner Projekte spannend und lehrreich waren. Jedes Projekt hatte seine eigenen Herausforderungen und Erfolge, die mich als Fachfrau in der Welt der Akustik weitergebracht haben. Am meisten erfüllt es mich, wenn ich Menschen für die Bedeutung einer guten Akustik sensibilisieren kann.

Besonders befriedigend finde ich es, wenn es mir gelingt, Kunden davon zu überzeugen, dass Akustik ein wichtiger Bestandteil ihrer Raumgestaltung ist. Es ist ein tolles Gefühl, Skeptiker zu überzeugen und zu sehen, wie sie die Veränderungen in ihren Räumen erleben und schätzen lernen. Wenn Kunden nach der Optimierung ihrer Räume die Verbesserung der Akustik bemerken und erkennen, wie sehr sich diese auf ihre Lebens- und Arbeitsqualität auswirkt, bestätigt das die Bedeutung meiner Arbeit.

Diese Erlebnisse sind für mich eine Quelle der Befriedigung und Motivation. Sie bestärken mich darin, weiterhin hart daran zu arbeiten, das Bewusstsein für die Bedeutung guter Akustik zu schärfen und die Lebensräume der Menschen zu verbessern.

Stichwort „Optimierung“: Was würdest du dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?

In der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planern und Bauleitern wünsche ich mir, dass die Akustik als integraler Bestandteil des gesamten Planungs- und Bauprozesses erkannt und von Anfang an berücksichtigt wird. Zu oft wird die Akustik als zweitrangig behandelt oder erst in einer späten Projektphase berücksichtigt. Dies kann zu suboptimalen Lösungen führen und erfordert oft teure und zeitaufwändige Nachbesserungen.

Eine frühzeitige Einbeziehung der Akustik ermöglicht es uns, ganzheitliche und effektive akustische Lösungen von Anfang an zu integrieren. Das bedeutet, dass wir akustische Überlegungen in die Architektur und das Design einfließen lassen können, was zu einer besseren Gesamtqualität des Projekts führt. Wenn wir beispielsweise die Raumgeometrie, die Materialwahl und die Raumnutzung bereits in der Entwurfsphase unter akustischen Gesichtspunkten berücksichtigen, können wir effektivere und ästhetisch ansprechendere Lösungen entwickeln.

Darüber hinaus würde eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gewerken und Fachbereichen die Kommunikation und Koordination verbessern. Durch ein besseres Verständnis der Bedürfnisse und Herausforderungen der einzelnen Gewerke können wir eine synergetischere Arbeitsweise fördern, die den gesamten Planungs- und Bauprozess effizienter und effektiver macht.

Letztlich geht es darum, die Akustik nicht als separaten Aspekt, sondern als integralen Bestandteil des gesamten Bauprozesses zu betrachten. Dies würde zu besseren Endergebnissen führen und gleichzeitig Zeit und Ressourcen sparen.

Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus deiner Sicht ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?

Aus meiner Sicht ist es entscheidend, das Bewusstsein für die Bedeutung und die vielfältigen Möglichkeiten der Raumakustik bzw. Akustik in der täglichen Praxis zu schärfen. Sowohl in der Bauplanung als auch in der Ausführung sollten die akustischen Aspekte eines Projektes stärker berücksichtigt werden. Die Akustik wird oft als nachgelagerter Faktor betrachtet, ihre Bedeutung für das Wohlbefinden und die Funktionalität von Räumen ist jedoch enorm.

Eine gezielte Ausbildung in Raumakustik für Planer, Handwerker und Bauleiter kann dazu beitragen, dass die Akustik von Anfang an in die Überlegungen einbezogen wird. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten verstehen, wie verschiedene Materialien, Raumgeometrien und Designentscheidungen die akustische Qualität beeinflussen. Mit diesem Wissen können von Anfang an effektive akustische Lösungen geplant und umgesetzt werden, die sowohl ästhetischen als auch funktionalen Anforderungen gerecht werden.

Darüber hinaus sollte den Nutzern von Räumen – ob in Büros, Bildungseinrichtungen oder Wohnräumen – vermittelt werden, wie wichtig eine gute Akustik für ihre Lebens- und Arbeitsqualität ist. Eine bessere Aufklärung über die Vorteile einer optimalen Raumakustik kann dazu beitragen, dass die Nutzer bewusste Entscheidungen treffen und den Wert einer professionellen akustischen Planung erkennen. Kurz gesagt, wenn wir die Bedeutung der Akustik hervorheben und das Wissen darüber vertiefen, können wir Räume schaffen, die nicht nur gut aussehen, sondern sich auch gut anfühlen. Dies ist der Schlüssel zu einer besseren Lebens- und Arbeitsqualität und zu mehr Wohlbefinden.

Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.

Das Thema der Attraktivität von Bauberufen für Mädchen und Frauen ist in der Tat komplex und von großer Bedeutung. Um mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen, muss bereits in der Schule angesetzt werden. Spezielle Workshops und Arbeitsgemeinschaften, die nur für Mädchen angeboten werden, können ein wirksames Mittel sein, um Interesse und Selbstvertrauen in technischen Bereichen zu stärken. Durch solche Initiativen können Mädchen frühzeitig Einblicke in technische Berufe erhalten und ermutigt werden, ihre Fähigkeiten in diesen Bereichen zu entwickeln.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von weiblichen Vorbildern in technischen Berufen. Mädchen und Frauen brauchen sichtbare Beispiele von erfolgreichen Frauen in diesen Bereichen, um zu sehen, dass diese Karrierewege auch ihnen offenstehen. Daher sollte die Vorbildfunktion von Frauen in technischen Berufen weiter ausgebaut und gestärkt werden.

Darüber hinaus ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein entscheidender Faktor. Wir müssen Strukturen schaffen, die es Frauen ermöglichen, ihre beruflichen Ambitionen mit ihren familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und eine Arbeitskultur, die Vielfalt und Gleichberechtigung fördert.

Schließlich sollte auch an der Reduzierung der Geschlechterrollen gearbeitet werden. Dies bedeutet, Stereotype aufzubrechen und ein Umfeld zu schaffen, in dem junge Frauen ermutigt werden, ihren Interessen und Talenten zu folgen, unabhängig von traditionellen Geschlechterrollen.

Insgesamt erfordert die Steigerung der Attraktivität bauspezifischer Berufe für Mädchen und Frauen einen umfassenden Ansatz, der Bildung, Vorbilder, Arbeitskultur und gesellschaftliche Einstellungen umfasst.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bzw. im bauplanerischen oder bautechnischen Büro bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?

Ich bin mir der Herausforderungen bewusst, die sich aus den unterschiedlichen Geschlechterrollen und Berufsgruppen in der Bau- und Planungsbranche ergeben. Im Umgang mit diesen Herausforderungen lege ich großen Wert auf offene Kommunikation und gegenseitigen Respekt.

In meiner täglichen Arbeit versuche ich, jedem Gewerk und jeder Person mit dem gleichen Maß an Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Ich glaube fest daran, dass jedes Teammitglied, unabhängig von seiner Rolle oder seinem Geschlecht, einen wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Projekts leistet. Deshalb ist es mir wichtig, eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Verständnisses zu fördern.

Bei Missverständnissen oder Konflikten setze ich auf eine offene und ehrliche Kommunikation. Ich versuche stets, Probleme konstruktiv anzugehen und Lösungen zu finden, die im Interesse des Gesamtprojekts sind. Ich bin davon überzeugt, dass das Gesamtergebnis wichtiger ist als das Ego des Einzelnen und dass durch Teamarbeit und gemeinsame Anstrengungen die besten Ergebnisse erzielt werden können.

Darüber hinaus bemühe ich mich, stets ein Vorbild an Professionalität und Fairness zu sein. Indem ich diese Werte vorlebe, hoffe ich, ein positives und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Beteiligten geschätzt und respektiert fühlen.

Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen!

Oh ja, da gibt es eine besondere Geschichte, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Vor einiger Zeit arbeitete ich in einem Ingenieurbüro in der Nähe von Köln, einer Region, die für ihre lebendige Karnevalstradition bekannt ist. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, wie wir Weiberfastnacht gefeiert haben.

Das Besondere an diesem Tag war, dass pünktlich um 11.11 Uhr der Arbeitsalltag einer ganz anderen Art von „Arbeit“ wich: dem Feiern des Karnevals. Alle im Büro, einschließlich der Chefs, verwandelten sich mit Kostümen und Accessoires in die unterschiedlichsten Charaktere. Es war ein toller Anblick und eine tolle Stimmung, die Chefs verkleidet zu sehen und mit ihnen zu feiern.

Die Stimmung im Büro war ausgelassen und fröhlich, und es war eine fantastische Gelegenheit, das Team auf eine ganz andere, persönlichere Weise kennen zu lernen. Die Tatsache, dass alle, unabhängig von ihrer Position im Unternehmen, an diesem Tag zusammenkamen und gemeinsam feierten, hat den Teamgeist und das Gemeinschaftsgefühl wirklich gestärkt.

Diese Erfahrung war ein echtes Highlight und hat gezeigt, dass Tradition und Spaß auch in einem professionellen Umfeld ihren Platz haben können. Es war eine wunderbare Erinnerung daran, dass hinter jedem Beruf und jeder professionellen Fassade auch Menschen mit Humor und Freude stecken.

Foto: Privat


Entdecke mehr über Karolina auf ihrer Website Team betterAcoustic | Akustik-Experten:innen oder auf ihrem Instagram Profil @betteracoustic.

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