#NetzwerkBau Nr. 27 – Natalie Dürr & Julia Horbach, Architektinnen

Vorwort: Ich freue mich, die zwei kreativen Architektinnen Natalie Dürr & Julia Horbach von JUNA Architekten PartGmbB @juna_architekten im #NetzwerkBau by Daniela Schäfer-Anell begrüßen zu dürfen, die mit Leidenschaft für ihre Projekte brennen. Natalie und Julia bringen nicht nur ihr umfassendes Fachwissen in die Baubranche ein, sondern zeichnen sich auch durch ihre einzigartige Herangehensweise aus.

Danke Natalie und Julia für eure inspirierende Worte!

Daniela

Welche Tätigkeiten machen dir in deinem Beruf am meisten Freude?

Natürlich ist es in erster Linie das Entwerfen, leider mittlerweile im Alltag der kleinste Part der Arbeit, aber der künstlerische Aspekt war schließlich der Grund für das Studium. Wir lieben den Umgang mit den Menschen und den unterschiedlichen Berufsgruppen, mit denen man zusammenarbeitet. Außerdem schätzen wir dass der Beruf so vielseitig ist. Der abwechslungsreiche Arbeitstag und die vielfältigen Aufgaben reizen uns. Nach dem Entwurf eines Hauses, machen wir gerne etwas weniger Kreatives wie eine Kostenberechnung oder Massenberechnung. Die Mischung aus allem macht es, trotzdem wäre es natürlich schöner wenn das Entwerfen mehr Raum einnehmen würde.

Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst du besonders zufrieden zurück?

Frisch vom Studium nach einem Jahr Berufserfahrung durfte ich sowohl Werk- und Detailplanung als auch die Bauleitung für ein Wohnhaus machen, das sehr anspruchsvoll war. Im Nachhinein bin ich da sehr stolz darauf, weil es sehr schwierige Details zu lösen gab und fast nichts dem Standard entsprach. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch und natürlich läuft nie alles glatt und ich habe mir und meiner Unerfahrenheit die Schuld für vieles gegeben. Heute weiß ich, dass es ganz normal ist, dass ein Projekt eben mal stockt oder Fehler passieren, man aneinander vorbei geredet hat und manchmal bei der Bauleitung oder im Planungsprozess oftmals in eine ganz neue Richtung gehen muss.Mit meiner Selbständigkeit ist es jetzt das Haus, das ich für meine Eltern im Schwarzwald gebaut habe. Ich hatte sehr viele Freiheiten, da meine Eltern mir fast in allen Themen freie Hand ließen. Es war immer ein Traum von mir, im Schwarzwald ein Haus zu bauen und eine Antwort zu finden, wie man heute ein Wohnhaus im Schwarzwald bauen kann, so dass es nur dorthin gehören kann und nirgendwo anders. In seiner Formensprache, dem Grundriss und der Materialität.

Stichwort „Optimierung“: Was würdest du dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?

Uns würde schon ausreichen, wenn alle am Bau Beteiligten mit Herzblut und Engagement dabei sind. Sich gegenseitig unterstützen ist so hilfreich im Prozess, egal ob unter Planern oder unter den Handwerkern auf der Baustelle. Über das eigene Gewerk oder die eigene Leistung hinausschauen. Verständnis zu haben für alle am Bau Beteiligten. Die Genehmigungsprozesse auf den Ämtern könnten wieder einfacher werden. Es wird alles verkompliziert und immer aufwendiger.

Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus deiner Sicht ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?

Wohlfühlen kann da entstehen, wo ein Miteinander und kein Gegeneinander herrscht. Wo es um das geht, was entstehen soll und nicht darum wer oder was man ist. Probleme frühzeitig zu kommunizieren, bevor es zum Eklat kommt, gehört für uns dazu. Sich mit Respekt zu behandeln und transparent zu sein, hilft auf alle Fälle. Das ist das, was wir versuchen zu leben. Das ist, was wir beim ersten Gespräch mit Handwerkern und Bauherren vermitteln.

Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.

Ich glaube, da müssen wir alle anfangen umzudenken. Wir müssen unseren Kindern mit auf den Weg geben, dass das was sie später als Beruf erlernen, Spaß machen soll. Der Beruf sollte nicht nach dem zu erwartenden Gehalt oder den Arbeitszeiten gewählt werden, sondern nach dem Kriterium: “Kann ich mir vorstellen, das 8h am Tag zu machen?“ Wir sollten Sie dazu ermuntern sich auszuprobieren, mal handwerklich, pflegerisch etc. tätig zu sein und ihnen nicht das Gefühl geben, dass nur ein Studium etwas wert ist. Ich habe zu meinen Kindern gesagt:“ Es ist mir ganz egal, ob ihr LokführerIn, BankerIn, SchreinerIn oder Arzt bzw. Ärztin werdet. Ich bin stolz auf euch, wenn ich sehe, dass ihr den Beruf mit Leidenschaft und Hingabe ausübt.“. Unsere Gesellschaft muss die Berufe von Handwerk, Pflege und Gastronomie wieder wertschätzen lernen. In diesen Bereichen hapert es besonders mit Fachkräften.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bzw. im bauplanerischen oder bautechnischen Büro bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?

Natürlich ist uns als Frauen bewusst geworden, wie schwierig es manchmal ist, mit den Vorurteilen gegenüber Frauen in der Baubranche umzugehen. Als Angestellte ist mir irgendwann bewusst geworden, dass ich nicht wie meine männlichen Chefs auf der Baustelle auftreten kann. Da musste ich meinen Weg erst finden und der war ein anderer als meine Chefs es von mir erwartet haben. Mit dem was meine Chefs erwartet hatten, habe ich mich gar nicht wohl gefühlt und es war auch nicht authentisch.

Es ist schade, wenn man erfahren muss, dass einem etwas als Frau nicht zugetraut wird.

Das musste ich schon oft erleben:“ Als Mutter kann man sich nicht selbständig machen. Da muss man den ganzen Tag da sein.“ Genau die Selbständigkeit hat es für uns als Mütter einfacher gemacht, allen gerechter zu werden.

Natürlich gibt es immer eine Diskrepanz zwischen Planern, Fachingenieuren und Handwerkern. Wichtig ist es sich gegenseitig zu respektieren. Wir als Planer haben eine Idee davon, wie es aussehen soll und der Handwerker hat die Expertise, wie er das herstellen kann. Wenn er Bedenken hat oder einfach nicht geht, was ich mir ausgedacht habe, versuche ich im Gespräch eine Lösung zu finden, mit der beide Seiten leben können. Ich kann als Planerin nicht alles über alle Gewerke wissen. Man muss sich frei machen, zu denken, man müsse alles wissen. Das geht nicht. Der Experte für die Gewerke sollten die Handwerker sein. Man lernt jedes Mal was dazu. Deshalb finden wir persönlich wichtig, dass wer plant auch auf der Baustelle die Bauleitung macht. Im Büro ist es wichtig auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Wir lassen unserer Mitarbeiterin viele Freiheiten. Sie ist sehr engagiert und das belohnen wir mit Flexibilität und guter Bezahlung. Ein- bis zweimal im Jahr machen wir ein Mitarbeitergespräch, in dem wir auch fragen, wie wir als Chefinnen uns verbessern können.

Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen!

Als ganz junge Architektin habe ich eine Bauaufnahme in einer alten Druckerei im Stuttgarter Westen gemacht. Ein Künstlerehepaar hatte das Haus gekauft. Die 90jährige Vorbesitzerin hatte dort lebenslanges Wohnrecht. Es gab noch einen Mieter, der in seiner eigentlichen Wohnung nicht wohnen konnte, weil sie komplett vermüllt war und der im Keller sein Bett stehen hatte mit einem kleinen Fensterchen das noch vom Briefkasten zugehängt war. Ganz oben unter dem Dach, so hieß es, leben Studenten in einer WG. Ich habe bei jedem Termin ein schräges Erlebnis gehabt. Einmal kam ein Blumentopf direkt an uns vorbei geflogen, den die alte Dame runtergeworfen hatte, weil sie die neuen Besitzer nicht leiden konnte. Der Mieter wollte unbedingt im Haus wohnen bleiben, obwohl die neuen Besitzer nicht weiter an ihn vermieten wollten. Da hat er Ihnen dann beim Ausräumen und im Garten geholfen, was die beiden gerne annahmen. Bis unsere Bauherrin sich dann verplappert hatte, denn es sollten befreundete Künstler ins Haus einziehen. Da ist der Mann dann komplett ausgerastet.

Die Bauherrin war zudem hochschwanger, hatte den Babybauch immer nackt und begleitete mich bei meinem Aufmaß mit dem Fotoapparat und hat jeden Papierschnipsel (es gab sehr viele in der Druckerei) als Kunstobjekt fotografiert. Die vertrocknete Pflanze mit leichtem Grünschimmer in dessen Topf ein rotes Strohhalm steckte, war das perfekte Stillleben in Komplementärfarben für sie.

Als ich fertig mit dem Aufmaß war, kam die Polizei und hat eine Razzia veranstaltet. Dabei hatte man auf dem Dachboden ganz viele Waffen und Handgranaten gefunden, die wohl jederzeit hätten losgehen können… Gehörte den Studenten, zu deren Wohnung wir nie Zutritt bekommen hatten. Das war das skurrilste Aufmaß aller Zeiten. Wird bisher nicht getoppt.

Foto: Holger Horbach


Entdecke mehr über Natalie und Julia auf ihrer Website https://www.juna-architekten.de oder auf ihrem Instagram Profil @juna_architekten.

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