Netzwerk Bau

#NetzwerkBau Nr. 1 – Heike Eberle, Bauunternehmerin

Heike Eberle, Bauunternehmerin, Bau-Podcasterin und Geschäftsführende Gesellschafterin in 3. Nachfolgegeneration von Eberle Bau

Vorwort: Heike Eberle habe ich im Rahmen des Netzwerkes „Ungeschminkt ! Frau spricht Klartext“, eine Initiative von Frauen im Bauhandwerk, kennen und schätzen gelernt. Sie ist neben 3 weiteren Power-Frauen eine der Initiatorinnen. Im Rahmen des gleichnamigen Online-Kongresses in diesem Jahr, habe ich mich in inspirierender Runde mit Frauen aus vielen Bereichen der Baubranche vernetzt, diskutiert und gelacht.

Aus dieser Runde habe ich auch den letzten, zündenden Impuls für das #NetzwerkBau mitgenommen. Denn, was die Handwerkerinnen mir hier von ihrem Arbeitsalltag erzählt haben, konnte ich kaum glauben. Mit Wertschätzung und qualitätsvoller Zusammenarbeit hatte das nicht im Entferntesten zu tun. Dies kenne ich von unseren Baustellen glücklicherweise nicht und dies wurde mir von meinem Vater (ich komme aus einer Familie, die sich immer schon mit bauen, planen und Projektentwicklung beschäftigt) ganz anders vorgelebt. Gebäude werden mit Händen zusammengefügt, das darf man nicht vergessen. Jeder Mensch, der am Bauprozess beteiligt ist, ist wichtig. Und es geht am besten zusammen.  Die Geburtsstunde des #NetzwerksBau war gekommen.

Heike denkt in vielen Bereichen so wie ich und geht die ihr gestellten Aufgaben positiv an. Ich freue mich sehr, Sie zu kennen. Freut Euch nun auf die Einblicke, Erfahrungen und Impulse von Heike !

Daniela 

Netzwerk Bau
Heike Eberle

Welche Tätigkeiten machen Dir in Deinem Beruf am meisten Freude?

Ich antworte jetzt mal in kurzen Stichworten, damit der Überblick bewahrt bleibt. Menschen zusammenbringen, verbinden, Klartext sprechen, auf den Punkt bringen, kommunizieren in Wort & Bild & Stimme, Vorbild für Frauen sein, Mutig andere Wege gehen, Gesellschaftlich ein neues Bau-Bewusstsein zu etablieren, ja zu revolutionieren.

Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst Du besonders zufrieden zurück?

Auf einige Bauprojekte, die mir am Herzen lagen. Es ist schwer ein Projekt hervorzuheben. So möchte ich zwei Bauprojekte besonders hervorheben:

Bauprojekt 1: Infolge meiner Vortragsreihen über „altersgerechtes“ Umbauen, konnte ich ein Ehepaar aktivieren, ihr Wohnhaus auf die Bedürfnisse des immer stärker dement werdenden Mannes umzurüsten. Mir machte es besonders viel Spaß, das Ehepaar an die Hand zu nehmen, um ihnen einige wichtige Stellschrauben bei einer fortschreitenden Demenz aufzuzeigen. Hierzu habe ich die passenden weiterführenden Handwerker gefunden, um ein gelungenes Ergebnis zu erzielen.

Bauprojekt 2: Ein schlüsselfertiges Umbauprojekt in Landau für einen privaten Investor. Die Planung hat ein befreundeter Architekt des Investors angefertigt. Er konnte die Bauleitung aus zeitlichen Gründen nicht durchführen. So kamen wir ins Gespräch und wir übernahmen die schlüsselfertige Koordination aller Gewerke. Durch die wöchentlichen Jour-Fix-Termine haben wir uns Stück für Stück dem Endziel des Umbaus angenähert. Neben Geduld, Empathie und ständiger Kontrolle und Bauüberwachung sind wir stolz auf das, was wir im Herzen von Landau geschaffen haben.

Das Nachfolgeprojekt: Auf meinen Mut, die Firma Eberle Bau als weibliche Nachfolgerin zu übernehmen. Die Übernahme war ein steiniger Weg. Schier wäre sie gescheitert, wenn nicht in letzter Sekunde mein Vater doch noch einwilligte. Und dann kam nach fast einem Jahr mein gesundheitlicher Crash. Total ausgepowert hat es mich in die Knie gezwungen. Daraus zu kommen, war und ist ein mühsamer Weg der Wieder-Auferstehung, ein Ja zu sich selbst statt selbstvergessen und selbstaufopfernd nur für die Firma.

Zitat Heike Eberle

Stichwort „Optimierung“: Was würdest Du Dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, PlanerInnen sowie BauleiterInnen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?

Ein großes Manko sehe ich in der Kommunikation zwischen allen Baubeteiligten. Es besteht ein ziemliches Ungleichgewicht im Statusdenken sowie ein verhärteter Revierkonflikt. Seit mir es Gedenken kann, gibt es zwischen Kaufleuten und Technikern eine Kluft, die Techniker meinen nur sie verdienen das Geld auf den Baustellen und die Kaufleute knurren darüber und meinen mit Controlling die Baustellen überwachen zu können. Dabei geht es nur im Miteinander. Die Planer sitzen auf dem hohen Roß und stellen sich über die Baupraktiker, obwohl die meistens eine viel bessere pragmatischere Lösung parat haben. Dabei geht es auch hier am besten im Miteinander.

Ich wünsche mir für die gesamte Branche, dass Jeder dem Anderen eine Wertschätzung gegenüberbringt, die signalisiert: Ich bin okay und Du bist auch okay. Wenn wir dieses Bewusstsein geschaffen haben, dann kann ein entspannteres und angenehmeres Miteinander geschehen.

Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus Deiner Sicht als Bauunternehmerin ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?

Für die Maurer-Azubis ist eine dringende Anpassung der Ausbildung erforderlich. Noch immer werden Lerninhalte vermittelt, die für die heutige Baupraxis irrelevant sind. Jetzt könnte man aber einwenden, dass der Azubi ein solides Fundament braucht. Das will ich auch gar nicht in Abrede stellen. Das muss bleiben. Aber die Ausbildung sollte etwas moderner, frischer und lebendiger gestaltet werden. Mit Lehrmeistern, die ihr Handwerk verstehen und die auch Spaß haben, im Handwerk zu wirken.

Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus Deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.

Das Arbeiten bei Wind und Wetter auf der Baustelle ist in unserer Gesellschaft negativ besetzt. Die heutigen jungen Leute flüchten oftmals in einen Beruf, der auf den ersten Blick weniger „anstrengend“ und „geschützt“ ist. Das Umfeld mit der Schule, den Freunden und den Eltern unterstützt dieses Denk- und Handlungsmuster. Schade aber für diejenigen Jugendlichen, die handwerklich begabt sind und keine Chance haben, ihr Talent zu entdecken oder auszubauen. Früher gab es in der Realschule Werkkunde. So etwas in der Form müsste m.E. in der Schule als Wahlpflichtfach angeboten werden, damit wir wieder fähige Handwerker fördern.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?

Ich favorisiere ein partnerschaftliches Miteinander und beziehe die Meinung meiner technischen Mitarbeiter in meine Entscheidung ein. Durch dieses auf „Augenhöhe-Kommunizieren“ mit wertschätzender Grundhaltung ist es mir gelungen, dass wir ein friedlicheres Betriebsklima gewonnen haben. Es wird gelacht, aber es fallen auch etwas härtere Worte.

Ebenso habe ich eine offene Tür-Politik, d.h. Jeder kann zu mir kommen, wenn er gerade im Hause ist. Das verlangt natürlich eine flexible Planung und Arbeitszeiteinteilung meinerseits, das ich aber für meine Mitarbeiter gerne mache.

Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen !

Als mich mein Vater vor 20 Jahren in der Firma vorstellte, waren seine Worte „vertragt Euch“! Diese Worte hallen immer noch nach. Obwohl er anders geführt hat – so wie es eben in seiner Zeit üblich war, hat er in weiser Voraussicht bereits sagen wollen: Ein gutes Miteinander ist das Wertvollste, was es hier in der Baubranche gibt. Ich habe mich zu und ihre Stimmungen hat.

Und heute ist mir mehr als bewusst, wie weise diese Worte damals doch waren!

Vielen Dank, für Deine Impulse Heike !

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