Vorwort: Nicole´s (https://www.cli-nic.de/ und https://www.pl-architekten.de/) Engagement als Expertin im Gesundheitsbau ist wegweisend. Als Lehrbeauftragte an der RWTH Aachen ist es ihr wichtig, die angehenden Architekt:innen zu ermutigen, ihr kreatives Potential zu heben. Sich zu trauen sie selbst zu sein und dies auch in ihren Entwürfen zu verbildlichen.
Im Sinne #starker und #sichtbarer #Architektinnen regt Nicole dringend dazu an, die hierarchischen Unternehmensstrukturen mit patriarchisch agierenden Chefetagen zu wandeln. Nur so kann der Beruf in das gesamte Lebenskonzept integriert werden. Die positiven Auswirkungen: „Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilität und diverse Arbeitsmodelle (hybrides Arbeiten, Working Nomade), Gesundheit am Arbeitsplatz, Mitgestaltung, Autonomie, Transparenz und nicht zuletzt Individualität.“, so Nicole.
Ans Herz legen möchte ich euch noch das in diesem Jahr erschienene Videoportrait über Nicole. Unter dem Titel „Frauen in der Baubranche“ ist im Auftrag von Allplan eine Reihe spannender Videos erschienen, die unterschiedliche Frauen der Baubranche zeigen. Unter diesem Link könnt ihr euch das Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=rVHyi5jhKFU
Toll, dass Du Teil des #NetzwerkBau bist, liebe Nicole ! Danke für Deine Inspiration.
Daniela
Welche Tätigkeiten machen Dir in Deinem Beruf am meisten Freude?
Am meisten Freude bereitet es mir, Neues zu erschaffen, zu starten mit einem weißen Blatt Papier. Die Entwicklung von der ersten Idee bis hin zum realisierten Bauwerk ist ein faszinierender Prozess. Die Chance, einen Beitrag für unser Umfeld, unsere Umwelt und nicht zuletzt für die Menschen zu schaffen, treibt mich an und macht mir einfach Spaß.
Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst Du besonders zufrieden zurück?
Ich möchte kein einzelnes Projekt hervorheben, denn während meiner über 30-jährigen Berufstätigkeit durfte ich unzählige Bauten im Gesundheitswesen gestalten und begleiten. Besonders spannend bei Großprojekten ist die Betreuung, die sich über viele Jahre, teilweise Jahrzehnte erstreckt. So kann man die Entwicklung von veralteten Bestandsstrukturen hin zu innovativen Gebäuden begleiten und steuern und ist Teil dieses Prozesses.
Stichwort „Optimierung“: Was würdest Du Dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?
Bei der Zusammenarbeit mit Bauherrn und Fachplanern wünsche ich mir manchmal mehr Kühnheit, Mut & Innovationslust – trotz und gerade wegen der zahlreichen Beschränkungen durch rechtliche Vorgaben, DIN-Normen, Kosten uvm. Ein Team, das gemeinsam „WIE setze ich eine ungewöhnliche Idee um?“ statt „WARUM“ fragt, ist sowohl effizienter als auch kreativer und schafft Raum für Neues.
Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus Deiner Sicht ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?
Vielen Menschen fällt es schwer, kreative Lösungen zu entwickeln und außerhalb dessen zu denken, was bereits bekannt ist. So habe ich beispielsweise während meiner Lehrtätigkeit an der RWTH Aachen vielfach festgestellt, dass sogar junge Studierende in Standard Reihenhäusern denken und sich nicht trauen, ihr kreatives Potential herauszufordern. Hier möchte ich ganz konkret bereits in der Ausbildung, im Studium ansetzten und das kreative Talent jedes Einzelnen fordern und fördern.
Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus Deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.
Meine „Baby-Boomer“-Generation wurde an Leistung und Erfolg gemessen. Die junge Generation „tickt“ anders: Wichtiger als Erfolg ist ein gesundes Leben im Einklang mit Natur und Umwelt. Stichwort: Nachhaltigkeit & Purpose. Emotional und soziale Aspekte gewinnen genauso an Bedeutung wie das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Die Corona Pandemie hat diese Entwicklung nochmal verstärkt. Der Arbeitsmarkt sollte und muss reagieren. Gerade in der männerdominierten Baubranche gibt es viele hierarchische Unternehmensstrukturen mit patriarchisch agierenden Chefetagen. Junge Frauen werden sich diesen veralteten Strukturen nicht mehr unterwerfen. Der Beruf wird vielmehr integriert in das gesamte Lebenskonzept. Stichworte hierzu sind Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilität und diverse Arbeitsmodelle (hybrides Arbeiten, Working Nomade), Gesundheit am Arbeitsplatz, Mitgestaltung, Autonomie, Transparenz und nicht zuletzt Individualität.
Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?
Wichtig für mich ist der Austausch auf Augenhöhe. Egal wieviel Erfahrung ich bereits habe, ich kann jederzeit von jedem etwas lernen. Ein diverses Team mit unterschiedlichen Mindsets generiert mehr kreativen Input und mehr Vielfalt. So kann jeder Einzelne seine Stärke, sein Talent einbringen und gehört werden. Junge Talente mit einem frischen Blick treffen auf Erfahrung und das kann eine unschlagbare Synergie werden, wenn man es zulässt. Sich im Team gegenseitig zu fordern und zu fördern sowie ein wertschätzendes Feedback ist meiner Meinung nach der beste Weg, das gemeinsame Wirken harmonisch zu gestalten und Neues zu schaffen.
Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen!
Ja, wenn mein Mann einen Hammer in der Hand hat, wird es besonders lustig. Nicht immer ist der Mann der technisch versiertere in der Beziehung, … 😉.
Foto: Esther Tulodetzki.
