#NetzwerkBau Nr. 23 – Oliver G. Kleiner, Bauingenieur / Tragwerksplaner / BDB Landesvorsitzender

Vorwort: Besonders freue ich mich, den lieben BDB-Kollegen Oliver G. Kleiner im #NetzwerkBau by DSA Architektur begrüßen zu dürfen. Oliver ist Bauingenieur und Tragwerksplaner mit eigenem Büro in Birkenfeld. Neben seiner Tätigkeit als Landesvorsitzender des BDB-Rheinland-Pfalz ist er auch der Redaktionsleiter der BDB Landesnachrichten und Vorstandsmitglied „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ im BDB Landesvorstand Rheinland-Pfalz. So wie ich auch, ist er Mitglied der Vertreterversammlung „seiner“ Kammer – der Ingenieurkammer in Rheinland-Pfalz.

Ich schätze Oliver sehr für seine wertschätzende Art und sein tolles ehrenamtliches Engagement, dass er seit vielen Jahren gewissenhaft ausübt und freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit im BDB und darüber hinaus.

Vielen Dank für Dein Interview, lieber Oliver. Viel Freude Euch allen beim Lesen!

Daniela

Welche Tätigkeiten machen Dir in Deinem Beruf am meisten Freude?

Wir bauen mit und für Menschen – deswegen bereitet mir der Umgang und Austausch mit Menschen … von der ersten Planungsidee bis zum fertigen Bauwerk … allgemein sehr viel Freude. Und jedes Bauwerk ist anders, wir kreieren und konstruieren jedes Mal ein Unikat – in immer anderen Planungs- und Bauteams, das übt auch nach fast 30 Jahren immer noch (und immer wieder) eine besondere Faszination auf mich aus. Als Tragwerksplaner ist es für mich eine besondere Herausforderung und Motivation, die Planungsidee der Architekt:innen mit bewährten oder neuen Konstruktionselementen herauszuarbeiten bzw. zu unterstützen. Wir Tragwerksplaner:innen, und da spreche ich sicher nicht nur für mich, können sowohl die Konstruktionen als auch uns selbst diskret im Hintergrund halten. Aber auf Wunsch sind wir auch immer in der Lage, innovative statische Systeme und Elemente zu betonen.

Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst Du besonders zufrieden zurück?

Prinzipiell bin ich mit jedem Projekt sehr zufrieden, in dem sowohl die Zusammenarbeit in den Planungsteams konstruktiv und vertrauensvoll funktioniert als auch die „Chemie“ mit der Auftraggeber:innenseite stimmt – denn das ist aus meiner Sicht DER Garant für ein erfolgreiches Bauwerk, egal ob es sich dabei um einen kleinen Um- oder Anbau handelt oder um einen großen, repräsentativen Neubau. Dieses Glück hatte ich erfreulicherweise meistens, wenn auch nicht immer. Aber ich denke, die Frage zielt auf besondere Projekte, mit denen ich dann auch besonders zufrieden bin. Interessanterweise würde ich dann eine Baumaßnahme nennen, die eher eine geringe statische Herausforderung für mein Team und mich darstellte – aber keine andere meiner Baustellen stand so im Blickpunkt der Öffentlichkeit: Die Karl-Marx-Statue in Trier. Spannend und auch aufregend war dabei die lange Vorplanungszeit, u.a. mit unterschiedlichen Vorstellungen über die Statuen-Größe, und die herausfordernde Kommunikation mit dem Künstler – in der Regel alles unter größter Geheimhaltung. Wir gehörten damals zu den ganz wenigen Menschen, die wussten, wo die Karl-Marx-Statue bis zu ihrer Aufstellung in Trier lagerte. Ein solches Medienaufkommen wie bei der Aufstellung und Einweihung gab es ansonsten bei keinem meiner Projekte. Hinzu kommt außerdem, dass die Karl-Marx-Statue das einzige gemeinsame Bauvorhaben zusammen mit meinem langjährigen Freund und Studienkollege Bernd Ksyk war. Nur wenige Wochen nach der beeindruckenden Einweihung der Statue in Trier erhielt Bernd die erschütternde Diagnose einer heimtückischen und Tod bringenden Krankheit. Bernd wurde nur 52 Jahre alt – ich sage immer: das „Denkmal unserer Freundschaft“ ist die Karl Marx Statue mitten in Trier, wo wir uns Anfang der 1990er Jahre als junge Studierende kennengelernt haben. Ein sehr emotionales Projekt für mich!

Stichwort „Optimierung“: Was würdest Du Dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?

Ich bin sehr dankbar über diese Frage. Denn als Tragwerksplaner muss ich leider schon konstatieren, dass wir immer noch meistens zu spät in den Planungsprozess integriert werden. Oft gibt es dann schon sehr konkrete Vorstellungen und Planungen, die statisch – sagen wir mal so – teilweise sehr problematisch sind. Dabei fühlt man sich als Tragwerksplaner zum Erfüllungsgehilfen degradiert – es wird dann nur noch von uns erwartet, die vorgegebene Konstruktion zu bemessen. Hinzu kommt, dass dann die Leistungsphasen 1 und 2 aus dem Vertrag genommen werden, mit der Begründung, dass diese ja schon vom Auftraggeber oder vom Architekten erbracht worden sind. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit – günstige statische Systeme sparen Geld und Ressourcen – sollte es die Regel sein, dass Tragwerksplaner:innen sowie auch alle anderen Fachingenieur:innen immer von Anfang an in die Planung einbezogen werden. Der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), dessen Landesvorsitzender ich in Rheinland-Pfalz bin, steht genau für diese Bauteams und diese Philosophie – für ein kollegiales und unterstützendes Miteinander im Sinne eines erfolgreichen Bauwerks; von der Planung bis zur Fertigstellung auf der Baustelle.

Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus Deiner Sicht ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?

Die Kommunikation – wir haben im Jahr 2023 so viele Möglichkeiten der Kommunikation wie niemals zuvor, und doch kommunizieren wir aus meiner Sicht viel schlechter als jemals zuvor. Selbstkritisch müssen wir uns hier hinterfragen, ob tatsächlich jeder Anruf, jede E-Mail oder jede Whatsapp o.ä. erforderlich ist. Wir ertrinken mittlerweile in einer (unnötigen) Informationsflut – hier ist eindeutig weniger mehr!

Auch fehlt an vielen Stellen leider des Öfteren das Verständnis für andere Planungsdisziplinen oder das andere Gewerk auf der Baustelle – oft habe ich das Gefühl, dass zunehmend nur noch „Ich-AGs“ am Werk sind. Meiner Meinung nach müssen wir im Planungs- und Ausführungsprozess wieder zum „WIR“ zurück (natürlich war das „früher“ auch nicht immer der Fall). Wir alle haben doch schon die Erfahrung gemacht, dass Projekte viel besser funktionieren und zum Erfolg führen, bei denen sich jeder mit dem Bauvorhaben identifiziert und sich nicht wichtiger als Selbiges nimmt. Dabei ist dann immer das Ganze mehr als die Summe seiner Teile, wie es schon Aristoteles wusste. So sollte es viel öfter sein. Neben dem BDB, der alle am Bau Beteiligten vertritt, steht auch das #NetzwerkBau by: DSA Architektur genau für diese Philosophie – eine wunderbare und unterstützenswerte Initiative von Daniela Schäfer-Anell! Vernetzen ist das Gebot der Stunde – das Erfolgsgeheimnis. In einem BDB- oder anderweitig vernetztem Bauteam mit gegenseitigem Verständnis lässt sich einfach die beste Bauqualität erreichen!

Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus Deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.

An dieser Situation haben wir alle unseren Anteil – hier sind wir nun als Gesellschaft gefordert. Eine Kehrtwende kann mit Sicherheit nicht von heute auf morgen passieren, zu viele Fehler wurden in der Vergangenheit in allen Bereichen gemacht. Trotzdem müssen wir jetzt damit anfangen, um zumindest mittelfristig Erfolg zu haben. Es fängt ja schon im Elternhaus an und wird in der Schule oft noch verstärkt, dass das Ziel eines jungen Menschen unbedingt ein Studium sein muss. Aber warum? Noch immer denken viele: Bauen ist dreckig – und man möchte sich ja nicht die Finger dreckig machen. Da wird dann oft ein monotoner Bürojob, eventuell im öffentlichen Dienst, einem kreativen und abwechslungsreichen Beruf als Schreiner:in oder Elektriker:in vorgezogen. Auch verlieren wir immer öfter hervorragende Handwerker:innen in die Industrie, da dort besser bezahlt wird – da stört es oft auch nicht, dass die Arbeit weniger herausfordernd ist. Die Kammern und Berufsverbände im Bauwesen müssen eine viel bessere und offensivere Werbung für die Attraktivität Handwerksberufe machen. In die gleiche Richtung geht der geringe Mädchen- und Frauenanteil in den Bauberufen. Das „Problem“ beginnt in unseren Köpfen – im Elternhaus, in der Kita, in der Schule. Wieso soll Bauen nur etwas für Männer sein? Wir leben im Jahr 2023! Gerade in diesem Punkt muss die Öffentlichkeitsarbeit besser werden – erfolgreiche Handwerksmeister:innen müssen offensiver präsentiert werden! In Schulen vor Ort und in den Medien allgemein.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bzw. im bauplanerischen oder bautechnischen Büro bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?

In meinem Ingenieurbüro sind zwei Diplom-Ingenieurinnen beschäftigt – die Frauenquote ist mit 66,6 % somit gut erfüllt. 😉 Beide Mitarbeiterinnen haben sich seinerzeit in den Bewerbungsgesprächen gegen überwiegend männliche Mitbewerber durchgesetzt. Auch wenn wir uns als Tragwerksplaner:innen natürlich i.d.R. an Daten und Fakten sowie naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten halten müssen, beobachte ich in der täglichen Arbeit oft unterschiedliche Herangehensweisen zwischen Frau und Mann –  und diese verschiedenen Sichtweisen auf Projekte tragen zu deren Erfolg bei!

Für mich ist eine Kommunikation auf Augenhöhe der Garant für eine harmonische Zusammenarbeit, das gilt sowohl für die Arbeit im Büro als auch auf der Baustelle. Niemand sollte sich über einen anderen erheben oder „von oben herab“ kommunizieren – wenn alle am Bau Beteiligten partnerschaftlich zusammenarbeiten, steht dem Erfolg des Projekts nichts mehr im Wege. Auch wenn sich jeder vorher einbringen darf, bleibt natürlich trotzdem das „letzte Wort“, die letzte Entscheidung, beim hierfür Verantwortlichen – und auch dies ist dann von allen anderen zu respektieren und mitzutragen.

Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen!

In den fast 30 Jahren meiner Tätigkeit als Tragwerksplaner gab es natürlich so manch´ lustige Geschichte auf der Baustelle oder im Büro. Herauspicken möchte ich folgende Story: Am Ende des Bewerbungsverfahrens für die Stelle als Tragwerksplaner:in war ich mit einer Bauingenieurin „handelseinig“. Dann stellte diese eine überraschende „Nachforderung“, weswegen ich unbedingt eine weitere Bedenkzeit brauchte – zu herausfordernd und schwierig zu erfüllen erschien mir diese: Die Bewerberin wollte gerne ihren Hund mit ins Büro bringen – bisher war meine Reaktion über den oftmals gehegten Wunsch meiner Frau und meines Sohnes zuhause immer gewesen. „Ein Hund kommt mir nicht ins Haus´!“. 😉

… wie ging nun diese Geschichte weiter? Die ehemalige Bewerberin ist mittlerweile seit fast 12 Jahren als Tragwerksplanerin in meinem Büro beschäftigt – zwischenzeitlich haben wir bereits den zweiten „Bürohund“, und MoJo ist der Liebling (nicht nur) des Chefs …

Foto: Privat

DIESE ARTIKEL KÖNNTEN IHNEN AUCH GEFALLEN:

Architekturbüro Trier

Mein Name ist Daniela Schäfer-Anell. Ich bin freie Architektin und Geschäftsführerin von DSA Architektur. Wir entwerfen und planen Wohn-, Büro- und Gewerbegebäude, Hotels, Gastronomiebetriebe sowie Innen- und Außenräume. Zudem erstellen wir städtebauliche Konzepte und realisieren gehobene Eigenheime und Villen.

UNSERE LEISTUNGEN:

Architektin Trier

ARCHITEKTUR.

Wir entwerfen und Planen Wohn-, Büro- und Gewerbegebäude in zeitgenössischer Architektur mit dem Fokus auf Nutzer:Innen, Bauherr:Innen und die Umgebung. Individuell und wirtschaftlich.

Interior Design

INTERIOR DESIGN.

Im Sinne ganzheitlicher Architekturlösungen erstellen wir Interior Konzepte für unterschiedliche Ansprüche. Moderne Wohnraumausstattung, Gastronomieeinrichtung oder Hoteldesign.

Aussenraumgestaltung_architektur

AUßENRAUMGESTALTUNG.

AUßENRAUM-
GESTALTUNG.

Außenraum, Innenraum und Architektur tragen im Besten Fall eine Handschrift. Dies ist unsere Philosophie. Wir entwerfen passend zum Designkonzept der (Innen)-Architektur und in harmonischem Zusammenspiel mit dem Umfeld Außenanlagen, Parkanlagen und private Freiflächen. 

PROJEKTSTUDIEN

PROJEKTSTUDIEN.

Projektentwicklung, Projektstudien, Entwurfsszenarien. Wir erstellen unkompliziert und auf der Grundlage unserer Erfahrung im Bereich der Projektenwicklung auf den Investor zugeschnittene Projektstudien, die die Nutzer:Innen, sowie den Städtebau selbstverständlich nicht außer Acht lassen.