Netzwerk Bau DSA Architektur

#NetzwerkBau Nr. 6 – Tim Lodes, Agenturinhaber, Bauzeichner, Bauingenieur

#NetzwerkBau Nr. 6 – Tim Lodes, Agenturinhaber Tecture Media, Bauzeichner, Bauingenieur

Vorwort: Tim ist gelernter Bauzeichner und studierter Bauingenieur. Er ist Projektleiter im sozialen Wohnungsbau und insgesamt seit 8 Jahren in der Baubranche tätig. Tim hat kürzlich seine Agentur „Tecture Media“ gegründet. Da seine Ausbildung und sein Einstieg ins Berufsleben noch nicht so lange zurückliegt kann er ein aktuelles Bild über die Situation junger Berufsabsolvent:Innen geben. Beim Stichtwort „Wohlfühlfaktor“ hat Tim aus eigener Erfahrung viel zu berichten und gibt konkrete Impulse wie es besser laufen kann, denn er hat seinen Berufseinstieg leider nicht Positiv erleben dürfen. Auch bei den Unterschieden zwischen den Geschlechtern, hat er eine klare und gute Meinung und gibt beim Thema „Fachkräftemangel“ konkrete Handlungsideen an die Hand, wie er u. a. mit seiner Agentur dazu beitragen kann, sich als attraktive:n Arbeitergeber:In zu präsentieren.

Viel Spaß beim Lesen von Tim´s Interview !

Daniela 

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Tim Lodes

Welche Tätigkeiten machen Dir in Deinem Beruf am meisten Freude?

Meine Tätigkeiten kann man in zwei größere Bereiche aufteilen:

  1. Das öffentliche gesellschaftliche Arbeiten, welches aus vielen Gesprächen, sozialem Austausch und den Videoproduktionen vor Ort auf der Baustelle oder bei den Planungsbüros besteht. Hierbei sind besonders die Drohnenaufnahmen immer sehr spannend!
  2. Auf der anderen Seite gibt es die internen Tätigkeiten, welche aus den Auswertungen der Gespräche, Aufsetzen von Branding & Marketing-Strategien, Nachbearbeiten der Videoaufnahmen und dem Erstellen von kreativem Content bestehen.

Gerade diese Abwechslung bereitet mir viel Spaß und spiegelt auch meine Persönlichkeit sehr gut wider. Ich bin sehr gerne sozial aktiv und unter Leuten. Ich brauche aber auch meine Ruhezeiten, in denen ich für mich alles verarbeiten, sortieren und kreativ sein kann.

Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst Du besonders zufrieden zurück?

Meine ersten bezahlten Videoproduktionen Anfang 2021.

Über ein kostenfreies Testvideo bin ich an meine ersten Videoaufträge gekommen. Die sind auch gleich richtig gut angekommen. Ein Video davon hat mittlerweile über 30.000 Klicks auf YouTube.

Zum Jahreswechsel habe ich damals beschlossen das Thema Videomarketing intensiver anzugehen. Ich habe schon immer gerne Videos gedreht und geschnitten und habe dann Leidenschaft und Berufs- & Branchenerfahrung verknüpft.

Mittlerweile weiß ich, dass ich auf dem komplett richtigen Weg bin und freue mich auf zukünftige Projekte. Der Erfolg bei den ersten Filmproduktionen hat mich in meiner Entscheidung bestätigt und ist deswegen so wichtig für mich.

Stichwort „Optimierung“: Was würdest Du Dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?

Die Digitalisierung hält langsam, aber sicher Einzug in die Baubranche. Das ist eine sehr gute aber auch absolut notwendige Entwicklung. Der Bausektor ist in der Regel recht träge, wenn es darum geht neue Dinge auszuprobieren und hält oft an Bewährtem fest. Hier braucht es mutige Herangehensweisen von den neuen jüngeren Generationen.

Die Corona-Zeit hat hier schon viel bewirkt (Homeoffice, Digitale Meetings, etc.). Es gilt jetzt daran anzuknüpfen und nicht wieder zurückzugehen. Der Baubranche geht es weiterhin sehr gut. Optimale Voraussetzungen für neue Technologien und Investitionen.

Als Beispiel, BIM gibt es jetzt schon sehr lange. Genutzt wird es noch nicht flächendeckend. Planungsbesprechungen anhand eines digitalen Modells, an welchem Änderungen und Auswirkungen in Echtzeit sichtbar werden, können viel zielführender sein als der Plan in der Mitte vom Tisch.

Das bedeutet nicht, dass es nur noch digitale Meetings und keine zwischenmenschlichen Kontakte mehr geben soll. Letzteres ist für den Erfolg eines Projektes unabdingbar. Es geht darum neuen Ideen eine Chance zu geben. Was gut ist wird sich etablieren und was schlecht ist wird wegfallen. Man muss nur starten, um überhaupt die Möglichkeit zu bekommen etwas zu verbessern.

Was zudem enorm wichtig für das Gelingen eines gemeinsamen Projektes ist, ist das Funktionieren als Team. Egal ob als Planungsteam im Vorfeld oder das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke auf der Baustelle. Es sollte, gerade für Planungsbüros das Ziel sein, ein solches Team aufzubauen. Wenn sich dann alles mit der Zeit eingespielt hat, kann jedes Projekt zum Erfolg werden.

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Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus Deiner Sicht  ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?

Was ich für die Entwicklung von jungen angehenden Fachkräften als enorm wichtig ansehe, ist die Arbeit mit einer Art Mentor:in.

Ich war während meiner Ausbildung, dem Studium und meinem Start als Projektleiter mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Ich habe mich deshalb in vielen Situationen unwohl gefühlt, da ich nicht wusste, wie man sich verhalten soll. Mit ein Grund dafür, warum ich mich innerhalb der Baubranche umorientiere und meine Agentur gegründet habe.

Für Berufseinsteiger/innen und Azubis ist es sehr wichtig jemanden zu haben, an dem sich orientiert werden kann. Zum einen, was das Fachliche angeht, aber auch das Zwischenmenschliche. Gerade die Atmosphäre auf der Baustelle ist oft etwas rauer und man muss sich den Respekt erstmal erarbeiten. Unterstützung und Führung in dieser Phase ist sehr wichtig beim Karrierestart. Derartige Skills werden in den Hochschulen auch nicht gelehrt, sondern müssen in den ersten Jahren des aktiven Arbeitens aufgenommen werden.

Den Unternehmen muss diese Tatsache bewusst sein und es dürfen von Hochschulabsolvent:innen keine Wunder erwartet werden. Viel besser ist es einen internen Schulungs- und Onboardingprozess aufzusetzen, welcher die Neuankömmlinge optimal an die Tätigkeit heranführt. Am besten betreut von einem/einer erfahrenen Kollegen:in, welche(r) als Mentor:in fungiert. Große Teile dieses Prozesses können übrigens digitalisiert und automatisiert werden. Zum Beispiel mit einem firmeninternen Onlinekurs. Wird so etwas dann noch aktiv nach außen kommuniziert, zieht das auch neue Mitarbeiter:innen an (dazu unten mehr).

Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus Deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.

Der Fachkräftemangel in der Baubranche ist ein Problem, welches mich unter anderem dazu bewegt hat, meine Agentur zu gründen. Ein Planungsbüro oder auch ein Handwerkbetrieb kann hier ganz gezielt tätig werden.

Im ersten Schritt geht es darum, sich als attraktive(n) Arbeitgeber:in und/oder Ausbildungsbetrieb zu positionieren. Hierbei dreht sich alles um den Begriff „Employer Branding“. Es geht darum eine Arbeitgebermarke zu werden bei der Fachkräfte arbeiten wollen.

Zunächst muss das Unternehmen sich selbst analysieren (oder analysieren lassen) und die eigenen Werte, Prioritäten, Ansprüche und Ziele definieren. Es können keine passenden Mitarbeiter:innen gefunden werden wenn gar nicht klar ist, wer in der Theorie zu der Firma passt.

Diese Faktoren müssen dann bei einer Recruiting-Strategie berücksichtigt werden. Wir setzen hierbei den Fokus klar auf die digitale Welt. Das beginnt bei einer modernen Website mit ansprechendem Karrierebereich und schnellem Bewerbungsprozess, welcher auf allen Endgeräten funktioniert. Zusätzlich haben die sozialen Medien einen hohen Stellenwert beim modernen Recruiting. Das Planungsbüro kann hier einen Blick hinter die Kulissen geben und authentisch zeigen, wie sich der Arbeitsalltag gestaltet. Der Mensch muss im Vordergrund stehen. Ein Instagram-Account, welcher nur aus Architekturfotos besteht, lässt viel Potential liegen.

Zusätzlich haben bezahlte Anzeigen in den sozialen Netzwerken eine enorme Macht. In Zeiten des Fachkräftemangels suchen die guten Kandidat:innen keinen Job, sondern sind bereits angestellt. Man findet diese nicht auf Jobbörsen oder gar mit Zeitungsanzeigen, weil sie nicht aktiv auf der Suche sind. Man muss zuerst die Aufmerksamkeit auf sich lenken und dann mit dem richtigen Branding und Marketing zeigen, dass man ein besserer Arbeitgeber:in ist. Wenn es dann so weit ist, darf der Bewerbungsprozess nicht abschrecken. Niemand hat seine „aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen“ auf dem Handy gespeichert und kann diese sofort hochladen oder per E-Mail senden. Die Hürde ist hier einfach zu hoch. Es genügen zunächst die wichtigsten Kontaktdaten. Alles weitere kann dann immer noch nachgereicht werden, wenn der/die potenzielle Mitarbeiter:in schon Blut geleckt hat. Das Zeitalter des „Reverse Recruiting“ ist angebrochen. Das Unternehmen muss sich bei den Fachkräften bewerben und nicht mehr andersherum.

Vertrauen, Authentizität, Sympathie, Expertise und Emotionen sind Faktoren die sowohl bei der Kundengewinnung als auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern:innen sehr wichtig sind. Ich bin der Meinung, dass speziell mit Videos diese Aspekte viel besser transportiert werden können als mit jedem anderen Medium. Das muss gar nicht immer der professionell produzierte Imagefilm sein. Eine einfache Instagram Story mit dem Handy im Selfie-Modus aufgenommen wirkt hier viel menschlicher und authentischer als eine High-End Produktion.

Auf der Website dagegen macht dann wieder ein solches professionelles Video Sinn.

Gerade wenn es um den Fachkräftemangel geht, kann ein Employer-Branding-Film auf der Karriereseite viel verändern.

Und warum bei diesem Film nicht den Fokus auf die Azubi-Mädels legen und sie aus erster Hand von der großartigen Ausbildung berichten lassen? Gleiches zieht Gleiches an. Es werden sich vermehrt ähnlich tickende junge Frauen angesprochen fühlen und sich bewerben.

Klar ist aber auch, dass ein solcher Prozess nicht von heute auf morgen implementiert werden kann und auch Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Gerade aber wenn man plant, junge kompetente Fachkräfte und Azubis anzuziehen, muss man in die digitale Sichtbarkeit und Reichweite investieren. Ich würde mich selbst als eine Fachkraft aus der Branche bezeichnen. Ich würde mich bei keinem Büro bewerben, welches eine veraltete Website hat oder keine sozialen Medien nutzt. Ich möchte sehen wie das Arbeiten ist und wer die Menschen sind mit denen ich es zu tun haben werde.

Die Baubranche ist etwas träger als andere Wirtschaftsbereiche. Trotzdem hält die Digitalisierung auch hier langsam Einzug. Sowohl was die Planungs- und Bauprozesse angeht als auch das Marketing. Noch kann man zu den Ersten gehören und sich einen Vorsprung sichern.

Wer dagegen nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit selbst gehen müssen.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?

Leider ist es oftmals noch so, dass weibliche Kolleginnen mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen haben. Gerade vor Ort auf der männerdominierten Baustelle dauert es viel länger, bis sich der Respekt der Beteiligten erarbeitet wurde. Für mich als junger Azubi war das damals schon schwer, für junge Mädchen sicherlich noch deutlich unangenehmer.

Ich persönlich behandle absolut jeden Menschen gleich und habe absolut keine Toleranz für Diskriminierung jeglicher Art.

Ich bin mir sicher, dass es in der Baubranche noch Gehalts- und Wertschätzungsunterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Das ist eine Schande und muss geändert werden. Gleiche Leistung muss gleich geschätzt werden. Egal ob finanziell oder zwischenmenschlich.

In meinem alltäglichen Wirken ist es, glücklicherweise, nicht nötig viel zu tun. Ich habe mehr Kolleginnen als Kollegen, jeder schätzt sich untereinander, es gibt einen einheitlichen Lohn und auf den Baustellen herrscht Respekt und Toleranz. Trotzdem ist klar, dass das nicht überall der Fall ist. Hier muss sich dringend etwas ändern.

Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen !

Die erste lustige Geschichte beginnt mit etwas eher Unschönem, und zwar Vandalismus. In einer Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde in einem fast fertigen Gebäude eingebrochen und einige Eimer Spachtelmasse auf den bereits verlegten Vinyl-Fußboden verteilt. Zusätzlich wurde die Wanddämmung in der Tiefgarage beschädigt. Sie war an vielen Stellen heruntergerissen worden.

Die Polizei wurde gerufen, es wurden die Schäden aufgenommen und eine Anzeige gestellt. Besondere Priorität haben die Beamten auf den Schaden in der Tiefgarage gelegt, da hier auch leere Weinflaschen herumstanden. Es wurden Fingerabdrücke genommen und Beweismaterialien eingetütet.

Nach zwei Wochen kam dann heraus, dass der Schaden in der Tiefgarage gar kein Vandalismus war, sondern der Fassadenbauer selbst die Dämmung heruntergerissen hat. Er war unzufrieden mit seiner Arbeit und wollte die Haftfähigkeit der Dämmplatten an verschiedenen Stellen testen. Die Weinflaschen waren nur Zufall.

Eine zweite Geschichte hat sich bei einer Energetischen Sanierung von einem Wohnblock abgespielt. Einige Mieter haben sich zusätzlich zum vorhandenen Kabelfernsehen noch eine Satellitenschüssel an das Balkongeländer geschraubt, um TV-Sender aus aller Welt empfangen zu können. Da das Gebäude komplett eingerüstet wurde, wurden die Mieter gebeten die Schüsseln zu entfernen. Bei der Gerüststellung waren dann tatsächlich auch sämtliche Empfänger abgebaut.

Jedoch blieb es nicht dabei … am Montag darauf waren wir alle sprachlos. Ein Mieter hatte über das Wochenende seine Schüssel einfach an das Gerüst geschraubt und das Kabel in die Wohnung gelegt. So etwas hatten auch die erfahrenen Gerüstbauer noch nicht erlebt.

Vielen Dank, für Deine Impulse Tim !

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