#NetzwerkBau Nr. 9 – Marion Bunten, Geographin (Stadtplanung-Stadtentwicklung)
Vorwort: Marion Bunten ist, so wie ich, Teil des Netzwerks „Frau liebt Bau“ und hat sich kürzlich mit ihrem Büro „GeoPlan Bunten“ (https://www.geoplan-bunten.de/) im Bereich Stadtplanung und Stadtentwicklung selbstständig gemacht. Marion verfolgt bei Ihren Planungen einen ganzheitlichen Ansatz und setzt sich dafür ein, dass Faktoren wir „mentale Gesundheit“ und die Wertschätzung des Menschen als Individuum bereits bei der Planung in den Vordergrund rücken.
Ich persönlich teile diesen Ansatz und wünsche Marion für Ihre weitere Selbstständigkeit alles Gute und viel Erfolg !
Viel Spaß beim Lesen des Interviews von Marion !
Liebe Grüße !
Daniela

Welche Tätigkeiten machen Dir in Deinem Beruf am meisten Freude?
Die ganzheitliche Betrachtung. Es geht mir bei Stadtplanung nicht einfach nur um die schlichte Flächenplanung für ein einzelnes abgrenzbares Gebiet. Es geht um die ganzheitliche Betrachtung des Stadtgebietes. Planung erlaubt in der Folge immer einen Eingriff in den Boden, in Natur und Landschaft, in den Wasserhaushalt, in den Lebensraum von Arten und Lebensgemeinschaften u. v. m.. Es geht darum, das Gleichgewicht der betroffenen Belange möglichst nicht durch den Eingriff, den der Mensch mit dem Bauen und der Versiegelung verursacht, zu stören, sondern gleich einen planerischen Weg zu finden, der sämtliche Belange berücksichtigt. Parallel dazu geht es mir darum, für die Menschen, die künftig in dem Gebiet Wirken, Leben, Arbeiten und Wohnen, ein angenehmes Umfeld zu schaffen.
Auf welches Projekt/welche Arbeit blickst Du besonders zufrieden zurück?
Entfällt noch für mich, da ich mich erst gerade selbstständig gemacht habe und kein Projekt aufführen möchte, dessen grundlegende Entscheidung zur Bearbeitung nicht bei mir lag.
Stichwort „Optimierung“: Was würdest Du Dir in der Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, Planer:Innen sowie Bauleiter:Innen wünschen, um den Bauprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten?
Dass Stadtplanung nicht mehr nur als notwendiges Übel angesehen wird, um Baurechte zu schaffen, sondern vielmehr als Lenkungsinstrument dient. Das auch Investoren und Politik nicht mehr in erster Linie an den Profit und die Wirtschaftlichkeit denken, sondern vielmehr an die Nachhaltigkeit der Stadtentwicklung. Dass auch den Interessen von Bürgerinnen und Bürgern, von Naturschutz und Hochwasserschutz mehr Raum und Wertschätzung gewährt wird.
Stichwort „Wohlfühlfaktor“: Was sollte aus Deiner Sicht ganz konkret in der täglichen Praxis auf der Baustelle, im Büro oder im Studium verbessert werden und warum?
Der Blickwinkel sollte sich abkehren von rein wirtschaftlichen Interessen und Funktionalitäten hin zu weichen Faktoren wie mental health und psychischer Gesundheit. Es wird viel zu wenig auf den Menschen an sich geachtet mit seinen jeweils individuellen Bedürfnissen. Der Mensch funktioniert nicht nach Arbeitsschutzgesetz und sonstigen Richtlinien. Jeder Mensch ist anders und verdient mehr Wertschätzung, um sein ganzes Potential (dann auch gerne) auszuschöpfen.
Stichwort „Fachkräftemangel“: Was müsste aus Deiner Sicht verbessert werden, um die Ausbildung im Bauhandwerk (auch für Mädchen und junge Frauen) attraktiv zu gestalten.
Dieser Bereich betrifft die Stadtplanung wohl nicht so sehr wie die Hochbauplanung oder die spätere Bauausführung. Daher bin ich überfragt.

Stichwort „Verständnis“: Sind Dir die unterschiedlichen Herausforderungen der Geschlechter und auch der Berufsgruppen auf der Baustelle bewusst? Was tust Du ganz persönlich in Deinem täglichen Wirken, um die Zusammenarbeit auf der Baustelle oder im Büro harmonisch zu gestalten?
Aus meiner vorherigen Tätigkeit kann ich ziehen, dass hier noch alte Wertvorstellungen und altes Verhalten nach dem Prinzip „Das war immer schon so. Wir verändern nichts.“ vorherrschten. Als Frau wurde ich nur bedingt mit meinen Vorstellungen zur Stadtplanung ernst genommen. Dies hatte aber auch viel damit zu tun, dass die Beteiligten weniger Kenntnisse im Bereich der Stadtplanung hatten, aber eigentlich die Entscheidungsträger waren, sich ihrer Unkenntnis bewusst waren, sich aber trotzdem nichts von „Untergebenen“ und „Handlangern“ sagen lassen wollten. Ich habe in diesem Prozess auf mich geachtet, mich aus dieser Situation herausgezogen und mich selbstständig gemacht. Um jetzt Partner zu finden, die ähnlich denken wie ich. Wo man sich gegenseitig ernst nimmt und gute Projekte auf den Weg bringt.
Gibt es eine lustige Baustellen- oder Bürostory? Plaudere doch mal aus dem Nähkästchen !
Kann ich noch nicht mit dienen 😉
Vielen Dank für Deine Antworten !
Foto: privat